Ein äußerst interessanter Diskussionsabend in den Räumen des Wiener Naturschutzbundes am 21.05.2015 mit Ing. Hannes Minich (Präsident des Wiener Naturschutzbundes). Hannes Minich nahm dabei nicht nur Bezug auf die historische Entwicklung, sondern sprach auch über weitere notwendige Maßnahmen zum Schutz dieses Grüngürtels.
Bereits im Jahr 1898 gab es den Gedanken an der Peripherie von Wien eine große Zone von der Bebauung auszuschließen, und das, obwohl von einem Bevölkerungszugang bis zu vier Millionen Menschen ausgegangen wurde. Grundlage dafür war der Gedanke eines „Gesundheitsgürtels“ zum Wohle der Stadtbevölkerung, der unangetastet bleiben sollte. Der Grundstein für diesen großen Teil des Wiener Grüngürtels wurde dann 1905 durch einen Beschluss des Gemeinderates gelegt, wobei 6.000 Hektar im Süden Wiens unter Schutz gestellt wurden. Das Gebiet jenseits des Donaustromes, Teile der heutigen Bezirke Floridsdorf und Donaustadt, konnten, da deren Eingemeindung erst kurz vorher erfolgte, damals nicht berücksichtigt werden. In den 1990er-Jahren konzipierte die Wiener Stadtplanung die “Leitlinien für die Stadtentwicklung Wiens”. In weiterer Folge wurde der grundlegend überarbeitete Stadtentwicklungsplan 1994 (STEP 94) beschlossen. Als Bestandteil des Stadtentwicklungsplans 1994 wurde das “Grün- und Freiflächenkonzept für den Nordosten Wiens” definiert, das die übergeordneten Landschaftsräume in diesem vom Grüngürtel 1905 nicht erfassten Stadtgebiet auswies. Aufgrund des gewaltigen Flächenausmaßes wurde dieses Konzept auch “1.000-Hektar-Plan” genannt – ein Begriff, der sich rasch durchsetzte.
Entwicklung 1.000-Hektar-Plan – Foto rechts – R.Eichert, J.Matysek, E.Hauk, H. Berger
Bis 2013 lagen dann die entsprechenden Pläne auf Eis bis wir im Juni gleichen Jahres (damals noch nicht als Verein) in Form einer Initialzündung eine kleine Exkursion in dieses Gebiet organisierten. Der verstorbene Bezirksvorsteher Norbert Scheed nahm die damalige mediale Berichterstattung in den Bezirkszeitungen über diese Wanderung zum Anlass, seinen schon längere Zeit überlegten Plan für einen Wienerwald-Nordost (heute Norbert-Scheed Wald) voranzutreiben. Seither gab es viele Exkursionen mit vielen begeisterten NaturliebhaberInnen und vielen namhaften Experten und Expertinnen. Die letzte Begehung war am 30. Mai 2015 mit Prof. Adler und wieder beeindruckte die Schönheit dieses Gebietes alle TeilnehmerInnen.
Hören Sie sich das Radiointerview v. Jutta Matysek mit R. Eichert und E. Hauk über den Wienerwald-Nordost/Norbert-Scheed-Wald an .
Exkursion mit Prof. Adler am 30. Juni 2015 – Foto rechts Ing. Hannes Minich mit Eva Hauk
Jetzt – nach 110 Jahren – wurde Unterschutzstellung dieses Gebietes im Nordosten von Wien Realität, wobei es für die Donaustadt noch einer rechtlichen Absicherung bedarf, die in den nächsten Tagen zu erwarten ist. Auf jeden Fall haben BR Robert Eichert und unsere Obfrau Eva Hauk eine Anfrage an die Bezirksvorstehung formuliert, um diese zu erwartende Absicherung auch von maßgeblicher Stelle bestätigt zu erhalten.
Wir freuen uns über diesen ersten Erfolg und meinen, dass schon damals, 1898, die Stadt Wien – wobei von 4 Millionen EinwohnerInnen ausgegangen wurde – für das Wohlfühlen der BürgerInnen bereit war, eine große unbebaute geschützte Fläche der Gesundheit und Erholung zu widmen. Umso mehr gilt jetzt nicht die Ausrede der notwendigen Wohnraumbeschaffung bei einem nicht annähernd so hohen prognostizierten Bevölkerungszuwachs. Der Norbert-Scheed-Wald – beginnend ab der Lobau bis zum Bisamberg – kann, muss und wird realisiert werden – unabhängig sonstiger Begehrlichkeiten, zum Wohle der Lebensqualität für uns alle.
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